Das Rezept für das „spanische Wunder“: Wenn sich Wohlfahrtsstaat und Wachstum reimen

Höherer Mindestlohn, Arbeitsplatzsicherheit, staatliche Regulierungen ... Die gute wirtschaftliche Lage Spaniens ist zum Teil auf die Politik der Sparmaßnahmen zurückzuführen.
Madrid (Spanien), Sonderkorrespondent.
Am Ende des Sommers fallen neugierigen Spaziergängern am Rande der Madrider Innenstadt zwei Dinge auf. Das erste ist offensichtlich: die beeindruckende Zahl von Touristen, die aus aller Welt hierher kommen, um der Augusthitze zu trotzen. Das zweite ist subtiler: die Vielzahl von Schildern, Werbetafeln und öffentlichen Anzeigen mit den Logos „Finanziert durch die Europäische Union“ oder „Next Generation EU Fund“, die an fast jeder Straßenecke zu finden sind.
Der Tourismus (Spanien verzeichnete im Jahr 2024 einen Anstieg um 10 %, und ist damit das zweitgrößte Reiseziel der Welt) und die EU-Hilfen (mit 55 Milliarden Euro, die es seit 2021 erhalten hat, ist es das erste Empfängerland seit der Einführung des Plans „Fazilität für Wiederaufbau und Resilienz“) sind zweifellos zwei Faktoren, die die gute wirtschaftliche Gesundheit Spaniens erklären können.
Im vergangenen Jahr war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des iberischen Königreichs bereits um 3,2 Prozent gestiegen – viermal so stark wie der EU-Durchschnitt. Das öffentliche Defizit hingegen verzeichnete das vierte Jahr in Folge einen Rückgang (2,8 Prozent des BIP bzw. 44,6 Milliarden Euro). Angesichts eines erwarteten Wachstums von 2,6 Prozent für dieses Jahr spricht die Wirtschaftspresse nun sogar von einem „spanischen Wunder“, wobei ein Land – die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone – besonders hervorsticht.
L'Humanité